Das fängt ja super an !

Dies ist ein Coming-out-Roman denn ich geschrieben habe.
Nun möchte ich auch euch ein wenig Teilhaben lassen.
Das Buch ist in jedem Buchhandel oder über Amazon.de & Buch.de erhältlich.




Nun aber zur Geschichte:

 

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PROLOG

Also, bevor ihr nun mit der Geschichte anfangt, kommt
erst noch der übliche Text.
Die Handlung und die Personen sind frei erfunden und
haben sich nur so in meiner Fantasie abgespielt, bis auf ein
paar kleine Nebensächlichkeiten. Jegliche Ähnlichkeit mit
lebenden und verstorbenen Personen wäre purer Zufall.
Die Geschichte spielt zum Teil in Amerika, ich habe
jedoch der Einfachheit halber die komplette Story auf
Deutsch geschrieben. Sollten irgendwelche Marken- oder
Firmennamen in dieser Geschichte auftauchen, dann
dienen diese ausschließlich dem Zweck der Realitätsnähe
und sollen keine Werbung sein.
Und noch eine Kleinigkeit: Wer irgendwelche Probleme
mit homosexuellen Inhalten hat oder wer laut Gesetz noch
nicht alt genug ist, solche Geschichten zu lesen, der sollte
ganz schnell schließen.
Aber bevor ich jetzt noch stundenlang weiterrede, höre
ich lieber damit auf und lasse euch mit der Geschichte
allein. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!

Euer Jan

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Das Fängt ja supper An !

 

1. KAPITEL

Endlich Sommerferien. Die letzten, die ich haben werde. Irgendwie hatte es heute jeder noch eiliger aus unserem netten, kleinen Betonbunker, auch Schule genannt, zu flüchten. Naja, so klein war es dann doch nicht. Aber das interessiert eigentlich sowieso keinen, denn irgend wie findet doch jeder Schule zum ...

Ich schweife vom Thema ab. Also weiter im Text. Ich war gerade auf dem Weg zu meinem Fahrrad, als ich plötzlich einen Schlag in die Rippen bekam. Ich drehte mich um und da stand Thomas vor mir.

»Hey Sammy, freust du dich schon?«

»Ja, was denkst du denn?«

»Also, ich bin dann um eins bei dir.«

»Ja, ja, schon klar, war ja so besprochen.«

Tommy schaute mich mit diesem fragenden Blick an, denn sehr erfreut habe ich wirklich nicht geklungen und dann fing er auch gleich an mich zu nerven.

»Was ist denn los, habe ich dir etwas getan, oder ist dir nur eine Laus über die Leber gelaufen?«

»Nein, schon alles OK, aber ich will jetzt erst nach Hause und was essen, wir können doch später weiter reden, oder?«

»Ist ja schon gut. Ich habe mich ja nur gefragt, ob ich etwas falsch gemacht habe?!?«

»An dir liegt es nicht, aber ich will nicht hier darüber reden.«

Nun ja, das hatte er anscheinend einfach so hingenommen, denn er sagte noch kurz »bis dann« und dann war er auch schon weg. In der Zwischenzeit hatte ich mir mein Fahrrad geschnappt und schwang mich darauf. Mehr oder weniger mit Elan bin ich dann losgefahren und kam dann auch irgendwann daheim an.

Als ich die Tür aufschloss wehte mir auch schon ein angenehmer Duft in die Nase. Lasagne, mein Lieblingsessen. Da hatte sich meine Mutter aber heute wieder Mühe gegeben.

»Hi, Mama, bin wieder da!«

»Und ich habe schon gedacht, der Weihnachtsmann steht vor der Tür.«

Da musste ich erst einmal grinsen. Naja, so viel zu meiner Mutter. Immer zu einem Scherz aufgelegt. Aber so ging das ständig bei uns beiden. Denn ich lasse mich halt mit solchen Sprüchen auch nicht lumpen.

»Das wäre dir recht gewesen. Und am liebsten gleich noch mit Knecht Ruprecht und seiner Rute, stimmt's?«

»Werd bloß nicht frech mein Kleiner, sonst setzt es was.«

Naja, kleiner war gut, aber das grinsen auf in ihrem Gesicht verriet mir, dass sie das nicht ernst meinte. Ich setze mich also zum Essen hin, und während ich meine wirklich große Portion Lasagne verdrückte, starrte mich meine Mutter an und meinte ob ich denn noch so viel zu essen brauche, denn schließlich war ich ja 1,92 groß. Aber jeder, der in meinem Alter ist, wird sicherlich wissen, wie wichtig es ist, immer genug zu essen zu kriegen.

Da fällt mir ein, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. Also wie ich heiße, habt ihr schon weiter oben erfahren, oder vielmehr wie mich alle nennen, denn laut Ausweis heiße ich Johannes Markus Samuel Josef Meier. Vielen Dank auch liebe Eltern. Aber Gott sei Dank nennt mich niemand so und nur wenige kennen meinen richtigen Namen. Aber ich schweife schon wieder ab. Bei der Größenvergabe habe ich gleich zwei Mal hier geschrien und mir damit die beachtlichen 1,92 m erkämpft. Über die bin ich auch eigentlich sehr dankbar, denn in manchen Lebenslagen können sie sehr hilfreich sein *g*. Aber weiter ... Ich werde bald 19 und habe eigentlich eine recht gut Figur. Nicht dass ich einen super Adonis-Körper hätte, aber ich habe auch kein Gramm zu viel auf den Rippen. Eigentlich habe ich, so könnte man sagen, eine recht normale Figur. Ich habe schulterlange, dunkelblonde Haare, die ich meistens zusammenbinde und grüne Augen. Ich glaube das ist das Wesentliche. Ach ja, falls es sich nicht eh schon alle denken, ich bin schwul. Während ich mein Essen mittlerweile beendet hatte, kam meine Mutter mit einem Stapel Wäsche zurück und stellte ihn unter einem Seufzen ab.

»Was willst du eigentlich alles mitnehmen? In Kalifornien ist es bestimmt ziemlich heiß!«

»Ich weiß nicht so genau, aber auf jeden Fall auch was warmes und eine Regenjacke, man weiß ja nie.«

»Alles klar, ich suche mal die Regenjacke und du kannst ja schon mal alles andere packen.«

»Ja, Mama, ich geh dann mal hoch und fang an. Eigentlich müsste Thomas gleich vorbeischauen. Du kannst ihn ja dann zu mir hoch schicken.«

»Ja, und stell die Musik nicht zu laut, sonst ruft wieder der Müller von nebenan an und beschwert sich, weil sein Wellensittich wieder nicht schlafen kann.«

Das blöde Vieh, wenn es die ganze Nacht durch krächzte, durfte man sich nicht beschweren, aber wenn die Musik zu laut war, dann rief er gleich an und beschwerte sich und drohte mit der Polizei. Aber meine Mutter gab ihm immer ziemlich schnell eine Abfuhr wegen seines Vogels. Bleibt nur die Frage welchen sie meinte. Naja, wahrscheinlich beide. *g*

Ach ja, morgen würde ich mit mein paar Freunden für ganze vier Wochen nach Kalifornien fliegen. Aber so richtig Freuen konnte ich mich nicht, denn ich war der einzige Single in der Truppe. Thomas und Lisa waren seit knapp zwei Monaten ein Paar und bei Ingo und Carmen war es nur noch eine Frage der Zeit. Irgendwie fand ich, dass ich bei diesem Urlaub fehl am Platz war, denn ich wäre ja doch nur das fünfte Rad am Wagen.

Während ich in meine Gedanken versunken die Koffer von meinem Schrank herunter holte, kam auch schon Thomas in mein Zimmer und riss mich mit seinem »Immer noch mies drauf?« aus meinen Gedanken.

»Naja, ich weiß nicht, ich finde halt, dass ich euch im Urlaub doch bloß störe.«

»Geht das schon wieder los Sammy? Wir haben dir alle gesagt, dass wir dich gerne dabei haben, denn mit dir gibt es immer etwas zu lachen. Und jetzt hör auf so was zu sagen und pack lieber, denn vielleicht treffen wir ja auch einen süßen Jungen für dich.«

Das brachte mich zum grinsen. Thomas war der einzige, der wusste, dass ich schwul bin. Ihm konnte ich einfach alles erzählen und er mir. Wir verstanden uns schon immer sehr gut und ich kannte ihn jetzt schon über zehn Jahre, seit er damals mit seinen Eltern damals nach München zog. Wir haben seitdem so viel Unsinn gebaut, dass man damit mehr als einen Roman füllen könnte, aber das gehört nicht hierher, vielleicht erzähle ich es ein anderes Mal. Und inzwischen waren wir ja erwachsen und machten solch einen Unfug nicht mehr. Naja, nicht mehr so oft, denn wenn uns der Übermut packt, sollte man auf alles gefasst sein.

Während wir meinen Koffer packten, unterhielten wir uns noch darüber, was wir so alles im Urlaub machen werden, aber das werdet ihr später noch erfahren, also lasse ich das jetzt weg und außerdem ist es eh nicht bei diesen Plänen geblieben, denn so wie man plant und denkt, so kommt's nie. Irgendwann ging Tommy dann und ich ging dann auch langsam ins Bett, denn am nächsten Tag ging unser Flieger ja schon um halb acht.

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2. KAPITEL

Am nächsten Morgen wurde ich etwas unsanft durch ein markerschütterndes Piepsen aufgeweckt - mein Wecker. Nachdem ich ihm einen kräftigen Hieb von der Seite gegeben habe, flog er in hohem Bogen Richtung Tür, die meine Mutter gerade öffnete. Sie sah was da auf sie zukam und zog die Tür wieder schnell zu. Mit einem lauten scheppern, schlug er auf die Tür und war endlich ruhig. Ja, ihr habt es euch schon richtig gedacht, ich bin ein großer Morgenmuffel. Vor der zweiten Tasse Kaffee bin ich nicht ansprechbar.

Jetzt öffnete meine Mutter wieder die Tür und kam mit einer großen Tasse Kaffee herein und begrüßte mich mit einem fröhlichen »Guten Morgen, hast du gut geschlafen?«

Ich grummelte nur vor mich hin, denn ich konnte absolut nicht verstehen, wie man um kurz nach fünf Uhr so heiter sein kann.

»Übrigens, ist das die Art, wie man seine Mutter begrüßt?«, sagte sie mit ernster Stimme, aber auf ihren Lippen konnte ich schon wieder ein Grinsen sehen und wusste, dass sie es nicht so meinte.

»Fast hättest du mich erschlagen. Ich hab dir eine Tasse Kaffee gebracht, ich kenn doch meine Schlafmütze.«

»Morgen Mama, danke. Tut mir leid, ich wollte dich nicht umbringen.«

»Schon gut, aber beeil dich, wir müssen in zwei Stunden spätestens am Flughafen sein.«

Das hatte genügt und ich war auf meinen Beinen und ging zum Bad. Dort erledigte ich erst einmal meine allmorgendlichen Rituale (Duschen, Zähneputzen usw. wobei usw. nicht das bedeutet, was vielleicht einige von euch jetzt denken * g *). Danach ging ich in die Küche um mir noch Kaffee zu holen. Ich nahm mir noch eine Scheibe Toast, den ich ohne etwas aß. So früh am Morgen konnte ich einfach noch nichts runterbringen, aber bis es etwas im Flieger gab, waren es doch noch mindestens drei oder vier Stunden, also siegte die Vernunft und ich würgte mir den Toast runter.

Um halb sieben war ich dann soweit fertig, dass ich die Koffer im Auto verstaute und auf meine Mutter wartete. Da fiel mir ein, dass ich ohne meinen Disc-Man verloren sein würde. Also ging ich noch mal in mein Zimmer und holte ihn. Endlich war auch meine Mutter so weit und ich setzte mich hinters Steuer. Eigentlich braucht man mit fast 19 seine Mutter nicht mehr, aber irgendwer musste das Auto auch wieder heim bringen. Also fuhr ich los, denn meine Mutter lasse ich nicht ans Steuer wenn ich mitfahre, denn das ist als würde man sich freiwillig den Eifelturm hinunter stürzen. Ich war schon froh, als ich endlich den Führerschein hatte, denn ich konnte endlich ohne Todesängste in einem Auto sitzen. * g *

Ach ja, meine Eltern sind geschieden, falls sich jemand gefragt hat, warum ich meinen Vater noch nicht erwähnt habe. Aber er wohnt auch in München und ich kann ihn, wann immer ich Lust habe, besuchen. Ich verstehe mich auch mit ihm recht gut und seine neue »Lebensabschnittsgefährtin« (so nennt er sie) ist auch ganz nett, nur die erste Frage ist immer ob ich denn schon eine Freundin habe, was ich dann immer mit einem vielleicht beantworte und sie nett von der Seite angrinse. Wenn sie wüsste?

Um kurz vor sieben waren wir dann auch endlich am Franz-Josef Strauß Flughafen und ich verabschiedete mich noch von meiner Mutter, die gleich fahren musste, da wir im Halteverbot standen, was mir aber ganz recht war, so blieb mir wenigstens eine große »Pass auf dich auf« Predigt erspart. Bevor sie mich jedoch gehen ließ, musste ich mir noch anhören, dass ich auch ja brav und anständig sein sollte. Nachdem ich diese kurze Rede hinter mich gebracht hatte, wünschte sie mir noch viel Spaß und ich ging rein.

Dort sah ich auch schon Thomas und die anderen, die schon ungeduldig auf mich warteten, aber eigentlich sollten sie wissen, dass ich immer zu spät komme (eine meiner schlechtesten Angewohnheiten, denn ich konnte einfach noch nie pünktlich sein.).

»Da bist du ja endlich, wir dachten schon, du kommst gar nicht mehr!«

Eigentlich brauchte er sich ja wegen zehn Minuten nicht gleich so aufregen.

»Guten Morgen erst mal.«

»Ja schon gut, lass uns gleich mal das Gepäck aufgeben.«

»Komme ja schon.«

Gesagt getan, ein paar Minuten später waren wir am Schalter, wo uns eine freundliche Dame unsere Tickets gab und die fröhliche Botschaft machte, dass unser Flieger eine Stunde Verspätung haben wird. Na toll, ich hasse nichts mehr als auf den Flieger zu warten, denn das machte mich immer so nervös. Nicht, dass ich Flugangst haben würde, mich macht nur die Warterei verrückt. Aber was soll's so hatten wir noch Zeit einen Kaffee zu trinken.

Nachdem wir unser Gepäck abgegeben hatten, suchten wir uns ein nettes Cafe und setzten uns. Kurze Zeit später saß jeder von uns vor einem Getränk und wir unterhielten uns. Besser gesagt Carmen erzählte uns von ihrer nervigen Mutter, die sie gestern nicht einmal in Ruhe packen ließ.

» ... dann meinte sie noch, dass ich ja genug Sonnenmilch einpacken solle, damit meine empfindliche Haut auch ja keinen Sonnenbrand bekommen würde.«

Ihre Ausführungen untermalte sie mit wilden Gesten und ehe ich mich versah, hatte sie mir ihren Kakao über mein T-Shirt gekippt. Die anderen fingen an zu lachen, denn es war eigentlich nichts neues, das Carmen ständig ihre Getränke verschüttet.

»Na toll, das hast du ja wieder gut hinbekommen«, maulte ich sie an.

»Das tut mir so leid. Geh am besten gleich auf die Toilette und wasch es raus.«

Das machte ich auch. Nur gut, dass ich noch ein anderes T-Shirt in meinem Handgepäck hatte, aber wenn man mit Carmen zusammen war, war so etwas Grundausstattung.

Ich ging also in Richtung Klo und als ich fast da war, rief mir Thomas noch etwas zu und ich drehte mich um, da ich ihn nicht genau verstanden hatte. Als ich mich wieder von ihm abwandte, konnte ich mich gerade noch mit einem Satz zur Seite vor der auffliegenden Tür retten. Da hatte ich ja gerade noch mal Glü ... weiter kam ich mit meinen Gedanken nicht, denn da wurde ich auch schon umgerannt. Als ich aufsah, stand der Trottel wieder auf und sah zu mir.

»Ist dir etwas passiert?«, fragte er mich besorgt.

»Nein, schon alles in Ordnung. Aber kannst du nicht aufpassen?«, fauchte ich ihn an.

Der arme Junge war ganz besorgt um mich und sah mich mit großen Hundeaugen an. Was mir in diesem Moment gar nicht auffiel war, dass er eigentlich ganz süß war, denn ich war so sauer und rappelte mich auf.

»Kann ich noch irgendetwas tun?«

»Nein, nur pass nächstes Mal besser auf, sonst geht es vielleicht nicht so glimpflich aus.«

»Ja, werd ich mir merken und nochmals: es tut mir leid.«

»Schon gut, ich muss mich jetzt erst einmal umziehen, denn ich habe gerade schon einen Kakao über mein T-Shirt bekommen.«

»Alles klar, ich will dich auch nicht mehr aufhalten. Tschau.«

»Mach's gut!«

Das war irgendwie nicht so ganz mein Tag, aber es hätte schlimmer kommen können. Nachdem ich mich umgezogen hatte, ging ich wieder zurück zu unserem Tisch und die anderen grinsten.

»Na, das ist ja wohl heute nicht ganz so dein Tag, oder?«, stellte Ingo fest.

»Wieso, ich hab doch nur eine Tasse Kakao über die Hose bekommen und irgend so ein ... (das Wort spare ich mir jetzt, denn das war nicht ganz jugendfrei.) hat mich umgerannt.«

»Du hast aber auch immer so ein Pech.«

Das kam von Lisa. Wobei sie allerdings recht hatte, denn ich zog so etwas magisch an. Nachdem wir noch etwas über unseren Reiseplan geplaudert hatten, machten wir uns auf den Weg zum Flugzeug. Da wir erst so spät gebucht hatten, konnten wir uns die Plätze nicht mehr aussuchen und wurden einfach irgendwo hin gesetzt. Thomas und Lisa waren die einzigen die nebeneinander sitzen konnten. Ingo und Carmen hatten auch nur den Gang zwischen ihnen und ich saß irgendwo ganz alleine. War mir auch recht, denn so konnte ich endlich mal in Ruhe an meinem Buch weiter lesen. »Les Misérables« (Die Elenden, für alle sie des Französischen nicht mächtig sind.) war zwar ein richtiger Wälzer (So etwa 1500 Seiten) aber so hatte ich im Urlaub auch etwas zu tun, wenn die anderen ihre Ruhe wollten. Einige werden sich jetzt bestimmt fragen, wie ich zu so einem Buch komme, aber das ist ganz einfach zu erklären. Ich hatte vor kurzen das Musical gesehen und war so begeistert davon, dass ich die ganze Geschichte kennen wollte. Aber jetzt weiter im Text.

Ich hatte gerade meinen Platz gefunden und wer saß da neben meinem Platz: der Typ der mich vor einer guten viertel Stunde umgerannt hatte. Er grinste mich an und ich setzte mich.

»Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich so schnell wiedersehen würde. Übrigens es tut mir echt leid wegen vorhin, aber ich war etwas in Eile, da ich mein Gepäck noch abgeben musste.»

»Ich hab schon verstanden, aber wenn du noch einmal sagst ‚es tut mir Leid‘, dann werde ich sauer. Es ist doch nichts passiert und mir fehlt nichts, also vergiss es einfach. Ich heiße übrigens Sammy.«

»Freut mich, ich bin Mike.«

Naja, etwas hatte ich ihn angeschwindelt, denn eigentlich tat mir mein Kopf, der inzwischen eine Beule hatte, ganz schön weh, aber das konnte ich ihm nicht sagen, denn sonst hätte ich mir wieder tausend Entschuldigungen anhören müssen, auf die ich absolut keine Lust hatte. Endlich ging es dann zum Start, nachdem wir noch eine sehr anschauliche Sicherheitsbelehrung erhalten hatten. * g *

Während des Fluges passierte nicht mehr sehr viel. Ich hielt noch einen kleinen Small Talk mit Mike, der dann irgendwann einschlief, und habe mir dann mein Buch geschnappt und darin weiter gelesen. Ich konnte mich aber nicht so richtig auf das Buch konzentrieren, denn ich musste immer wieder Mike ansehen, denn er war wirklich süß. Er war, soweit ich das im Sitzen beurteilen konnte etwa 1,96 groß, hatte leuchtend blaue Augen, blondierte Haare, die am Ansatz seine wahre Farbe verrieten, fast schwarz, war etwa 20 und hatte eine tolle Figur. Er trug ein hautenges T-Shirt, das seinen durchtrainierten, aber nicht zu muskulösen Körper wirklich gut zum Vorschein brachte. Auf seinen Armen hatte er einen leichten Flaum, der in der Sonne, die durch die Scheibe kam, schimmerte. Immer öfter sah ich von meinem Buch auf und lugte zu ihm herüber. Irgendwann muss ich dann eingeschlafen sein, denn plötzlich wurde ich in die Rippen gezwickt und hörte wie er sagte:

»Aufwachen du Schlafmütze.«

»Was ist los?«, murmelte ich vor mich hin.

»Wir landen gleich in Kalifornien. Du solltest dich vielleicht anschnallen.«

»Ja, schon gut«, und dann schnallte ich mich auch schon an.

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3. KAPITEL

Als wir das Flugzeug verließen, verabschiedete ich mich noch kurz von Mike und wartete auf mein Gepäck, das natürlich als letztes auf dem Fließband ankam. Thomas nahm mich zur Seite und fragte dann, wieso ich so grinsen würde.

»So halt, ich bin im Urlaub und es ist strahlender Sonnenschein, da darf man doch auch grinsen, oder nicht?«

»Ja schon, aber nicht so wie du. Du grinst, als ob da noch etwas anderes wäre.«

Thomas kannte mich einfach zu gut und ich konnte ihm nichts vormachen, also erzähle ich ihm von dem Gespräch im Flugzeug.

»Wie süß, der kleine Sammy hat sich verliebt.«

»Spinnst du, ich kenne ihn doch kaum und außerdem sehe ich ihn sowieso nie wieder, also hör auf damit.«

»Ach komm, tu nicht so.«

»Ja OK, er ist ganz nett, mehr aber auch nicht.«

Endlich kam mein Koffer und ich machte mich auf den Weg zum Ausgang. Auch die Einreise verlief ohne größere Probleme. Am Ausgang sah ich eine Frau mit einem Schild mit dem Namen unseres Reiseveranstalters darauf und ging zielstrebig auf sie zu. Es standen noch ein junges Pärchen und ein paar Familien um sie herum. Sie überprüfte unsere Namen und sagte, dass wir etwa 30 Minuten warten müssten, bis der Bus wieder da war und wir könnten etwas trinken gehen, wenn wir wollten.

Das taten wir dann auch und eine Stunde später waren wir auch schon unterwegs zum Hotel, das gleich am Strand sein sollte. Auf dem Weg dorthin habe ich mir ein wenig die Landschaft angesehen, die wirklich schön war. Endlich waren wir im Hotel, in dem es angenehm kühl war. Ich war richtig froh darüber, denn im Bus war die Klimaanlage ausgefallen und wir wurden fast gekocht.

Aber im Hotel erlebten wir gleich den nächsten Schock, denn das dritte Doppelzimmer, das für mich bestimmt war, hatten sie zweimal belegt und es gab auch kein anderes freies Zimmer mehr, da sie völlig ausgebucht waren. Nach ein paar Wortwechseln schlug sie mir vor, dass ich entweder in das andere Hotel dieser Kette ging, das allerdings über eine Stunde entfernt wäre oder ich würde mir das Zimmer mit der anderen Person teilen, die es auch gebucht hatte. Na toll, entweder ich wäre weit weg von meinen Freunden oder ich müsste mir das Zimmer mit irgendeinem Opa teilen. Das waren ja tolle Ferien.

»Und wer hat das Zimmer noch gebucht?«, fragte ich ganz unauffällig, denn ich wollte ja wissen mit wem ich vielleicht das Zimmer die nächsten vier Wochen teilen müsste.

Sie deutet auf eine Sitzecke.

»Der junge Mann mit dem grauen T-Shirt und den blondierten Haaren. Ich drehte mich um und wen sah ich da? Es war Mike, der Junge aus dem Flugzeug. Als ich ihn erkannt hatte, sagte ich zu der Frau an der Rezeption, dass ich einverstanden wäre, denn ich wollte ihn ja so gerne näher kennen lernen und jetzt mussten wir uns ein Zimmer teilen.

»Mit mir geht das in Ordnung, und was sagt der junge Mann dazu?«, fragte ich ganz unschuldig.

»Er meint, dass es ihm egal sei, solange er in etwa seinem Alter entspräche.«

Hatte sie gerade er gesagt, oder war das nur ein Versehen? Ach ich denke schon wieder viel zu viel über irgendwelche Sätze nach.

»Gut geben sie mir den Schlüssel, ich werde es ihm sagen, ich habe ihn heute schon im Flugzeug getroffen.«

Ich wollte mich schon wegbegeben, da fiel mir ein, dass ich ja das ganze Zimmer bezahlt hatte.

»Was mir noch einfällt, kriege ich dann mein Geld für das halbe Zimmer zurück?«

»Ja selbstverständlich, aber das geht erst Morgen, da ich vorher noch die Schreibarbeit erledigen muss.»

»Alles klar, sagen sie mir doch dann Bescheid und ich hole mir mein Geld.«

Dann ging ich zu Mike und die anderen gingen schon mal auf ihre Zimmer. Wir hatten ausgemacht, dass wir uns in zwei Stunden treffen wollten um dann zu Abend zu essen, denn vorher wollten wir uns noch etwas frisch machen und ausruhen. Bevor sie jedoch verschwunden waren grinste mir Thomas noch einmal zu.

Ich stellte mich dann vor Mike hin.

»Na was machst du denn hier?«, fragte ich mit erstauntem Gesichtsausdruck (als ob ich das nicht genau wüsste.)

»Naja, ich soll mein Zimmer mit irgendeinem anderen Teilen, das ist bestimmt so ein Vollidio.t«

»Das ist aber nett, dass du mich als Vollidiot bezeichnest.«

Er schaute mich ungläubig an, also erklärte ich ihm die ganze Sache. Danach begann er zu grinsen.

»Eigentlich ist es mir ja ganz recht, wenn ich jemanden im Zimmer habe, dann ist es nicht so langweilig. Und nachdem ich dich ja schon kenne, weiß ich, dass es bestimmt ein angenehmer Urlaub wird.«

Jetzt grinste er mich schon wieder an, aber nicht so als würde er mich bloß freundlich anlächeln. Irgendwie war sein Blick anders, aber ich wusste nicht, was ich damit anfangen sollte.

Als wir oben ankamen, betraten wir ein wirklich großes Zimmer.

»Willst du am Fenster schlafen oder nicht?«

»Mir egal, Hauptsache du schnarchst nicht?«

Er sah mich mit einem fragenden Blick an, aber ich konnte ihn beruhigen.

»Bis jetzt hat sich noch niemand beschwert.«

»Gott sei Dank, dann wäre also alles geklärt.«

»Noch nicht ganz. Wer geht jetzt zuerst Duschen, ich denke mal du willst dich auch frisch machen?«

»Ja, aber geh du mal, ich packe erst aus.«

»Alles klar, aber lass mir auch noch Platz im Schrank.«

»Ist doch selbstverständlich.«

Ich nahm mir mein Duschzeug aus dem Koffer, zog mich bis auf meine Short aus und ging dann Duschen. Als ich mit dem Abtrocknen fertig war, fiel mir auf, dass ich keine andere Short mitgenommen hatte. Was nun? Also nahm ich mein Handtuch, wickelte es um meine Hüften und ging hinaus.

»Auch schon fertig.«, grinste mir Mike entgegen und sah mich an. Er sah mir aber nicht in die Augen.

»Ja, viel Spaß beim Duschen, ich glaube es ist noch etwas warmes Wasser da.«

»Wie gnädig du doch bist.«

Jetzt mussten wir beide lachen. Er zog seine Jeans, sein T-Shirt und seine Socken aus. Ich wollte zwar nicht, aber ich musste ihn einfach anstarren. Er bemerkte es und ich muss wohl rot wie eine Tomate geworden sein, aber er lächelte nur und ging ins Bad. An der Tür blieb er jedoch stehen und zog sich auch noch seine Short aus. Mir fiel das Kinn runter, denn ich hatte noch nie so einen knackigen Po gesehen. Wenn er doch nur ..., aber nein, das konnte ja nicht sein ..., das ist völlig unmöglich ..., aber wenn doch ..., nein, das gibt es nicht, bestimmt nicht. Warum solltest du so viel Glück haben, dass ausgerechnet der Junge, mit dem du dir ein Zimmer teilen sollst, schwul ist. Das wäre ja zu schön.

Abrupt würde ich aus meinen Träumen gerissen.

»Willst du dir nichts anziehen?«

Ich saß immer noch ganz abwesend auf meinem Bett.

»Hä? Wie?«

»Du sollst dich anziehen, die anderen warten.«

»Ach ja.«

Ich stand auf und, wie sollte es anders sein, mein Handtuch war aufgegangen und zu Boden gefallen. So schnell ich eben reagieren konnte, drehte ich mich um.

»Du brauchst dich nicht zu verstecken, glaubst du etwa ich habe so etwas noch nie gesehen?«

In der Zwischenzeit bin ich knallrot angelaufen und machte so mancher Tomate Konkurrenz. Ich wollte gerade wieder etwas sagen, da nahm Mike das Handtuch, das er um seine Hüften gelegt hatte weg.

»Damit du dir nicht ganz so einsam vorkommst, ich habe kein Problem damit, jemanden nackt zu sehen und von jemandem so gesehen zu werden. Also hör auf dich so anzustellen und dreh dich wieder um, sonst bin ich beleidigt.«

»Hä?«

»Ja, du hast mich jetzt so gesehen und ich finde ‚Gleiches Recht für alle‘.«

Langsam drehte ich mich um.

»Na also, war das jetzt so schlimm?«

»Nein, aber ... äh ...«

»Schon gut, ich hoffe es stört dich nicht, wenn ich auch nackt schlafe?«

»Nein, nein, mach ich ja eigentlich auch.«

Oh Gott, was hatte ich da gerade gesagt, das machte ich doch sonst nicht. Das konnte ja heiter werden, wenn ich neben meinen Traumtyp liege und ständig eine Latte bekomme. Bis jetzt konnte ich mich noch so weit unter Kontrolle halten, aber was würde heute Nacht passieren? Wenn er es merken würde, dann muss er mich ja für irgend so einen Perversling halten. Was sollte ich jetzt tun? Vielleicht erst einmal anziehen. Das machte ich dann auch und als ich gerade zu den anderen gehen wollte, sagte Mike: »Was macht ihr eigentlich heute noch, schon was Bestimmtes vor?«

»Außer Essen noch nichts. Wieso fragst du?«

»Ich bin alleine hier und habe außer dir noch niemanden kennen gelernt, also, wenn ich nicht zu aufdringlich bin, würde ich mich euch gerne anschließen.«

»Von mir aus schon, aber ich muss erst noch die anderen Fragen, aber ich habe keine Bedenken.«

Das kann doch alles nicht wahr sein, jetzt fragte mich mein Traumprinz, ob er mit uns was machen könnte.

»Das wäre sehr nett.«, rief er mir nach, als ich das Zimmer verließ.

Ich klopfte an Tommys Tür. Als ich eintrat, fing ich sofort an zu erzählen was gerade los war, denn Lisa war gerade in der Dusche und würde nichts davon mitbekommen.

»Ich denke, die anderen haben wie ich nichts dagegen, wenn er mitkommt. Ach da ist ja Lisa, fragen wir sie gleich.«

»Was wollt ihr mich fragen?«

»Naja, Mike, der mit dem ich das Zimmer teilen muss, hat mich gefragt, ob er sich uns etwas anschließen darf.«

»Wieso denn nicht.«

»Gut, dann gehe ich jetzt zu den anderen Zwei und frage sie.«

Als ich bei Ingo und Carmen klopfte, machte keiner auf, also ging ich einfach so hinein und was ich da sah, verwunderte mich doch etwas. Die beiden lagen auf dem Bett und knutschten miteinander. Dass sie ein Paar werden würden, hatte ich mir schon gedacht, aber so schnell. Ich räusperte mich kurz. Carmen schreckte auf.

»Oh mein Gott.«

»Ist schon in Ordnung, aber ihr solltet vielleicht zusperren, wenn ihr so etwas macht.«

Die beiden liefen rot an.

»Ich habe zwar geklopft, aber keiner hat aufgemacht, da bin ich rein. Ich wollte euch nur kurz fragen, ob ihr etwas dagegen habt, wenn Mike, mit dem ich mir das Zimmer teile, mit zum Essen kommt.«

»Nein, das geht schon in Ordnung, wenn es die anderen nicht stört.«

»Wann wollen wir überhaupt gehen?«

»Lisa und Tommy stört es nicht. Wir dachten in einer halben Stunde treffen wir uns an der Rezeption.«

»Gut wir kommen dann.« Gut so weit war alles geregelt.

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4. KAPITEL

Ich ging wieder in mein Zimmer. Mike lag auf seinem Bett und schlief. Er hatte nur Shorts und ein T-Shirt an, das ihm hochgerutscht war und man konnte den feinen Haaransatz sehen, der am Bauchnabel begann und in seinen Shorts endete. Ich betrachtete ihn kurz und ging dann auf ihn zu um ihn zu wecken. Irgendwie tat es mir leid, denn er lag so friedlich da, aber er wollte ja mit zum Essen. Ich schüttelte ganz sanft seinen Arm und da war er auch schon wach.

»Und?«

»Zieh dich an oder willst du etwa so mitkommen?«

Er setzte sich in seinem Bett auf und rieb sich die Augen. Dann zog er sich an, während ich noch etwas Musik hörte.

Dann war es schon Zeit, zum Essen zu gehen. Als wir unten ankamen, warteten die anderen schon. Ich stellte ihnen Mike vor und wir gingen zu einem Tisch. Während dem Essen fragten wir einander aus.

»Was machst du? Wie alt bist du? Usw.«

Mike war 20 und hatte gerade seinen Zivildienst beendet. Das war eigentlich alles, was ich so richtig mitbekommen habe, denn eigentlich habe ich ihn die ganze Zeit über angestarrt und dabei fast das Essen vergessen. Irgendwann war es dann auch schon fast Mitternacht und wir beschlossen am nächsten Tag einen auf ganz faul zu machen und zum Strand zu gehen.

»Mike, hast du keine Lust mitzukommen«.

Diese Frage, die mich doch etwas überraschte, kam von Tommy, der sich den ganzen Abend eigentlich nicht viel mit Mike unterhalten hatte.

»Klar, also dann bis morgen, gute Nacht.«

Ich wollte auch gerade gehen, als mich Tommy aufhielt.

»Warte mal, du findest ihn wirklich nett oder?«

Meine Augen leuchteten.

»Ja, er ist unheimlich süß.«

»Dann viel Glück, ich glaube er findet dich auch süß.«

»Aha, und woher weißt du das?«

»Er hat beim Essen immer mal wieder ganz verlegen zu dir geschaut und sich gleich wieder weggedreht.«

»Du siehst Gespenster. Ich gehe jetzt, gute Nacht.«

Was wäre wenn Tommy doch recht hatte, was sollte ich machen, sollte ich es ihm sagen, oder abwarten, was er tut. Ich entschied mich, es ihm ganz offen zu sagen, denn irgendwie mussten wie ja die nächsten Wochen miteinander verbringen. Aber wie sollte ich es ihm sagen ...

Nachdem ich mich ins Bett gelegt hatte und immer noch nicht mit ihm darüber gesprochen hatte, versuchte ich zu schlafen, aber da gelang mir nicht, ich wälzte mich von Seite zu Seite und dachte über alle möglichen Anfänge nach, mir fiel aber nichts ein. Irgendwann fragte er, was los sei.

»Nichts.«

»Das glaube ich nicht, so wie du dich im Bett herumwälzt.« Ich dachte jetzt oder nie.

»Ich will dir etwas sagen, weiß aber nicht wie.«

»Versuch es doch, sag es einfach gerade heraus.«

»Wenn das so leicht wäre, es fällt mir wirklich schwer.«

»Willst du mir etwa sagen, dass deine Freundin morgen kommt und ich aus dem Zimmer muss?«

Mir steckte ein ziemlich großer Kloß im Hals.

»Nein das ist es nicht.«

Eine Träne lief mir die Wange hinunter. Wenn er etwas gegen Schwule hatte oder nichts von mir wollte, musste ich die restliche Zeit mit ihm verbring, und er wäre sauer oder würde nicht mehr mit mir sprechen. Wenn ich ihm nichts sagen würde, wäre es dann vielleicht zu spät oder er erfährt es von jemand anderes, dann wäre er enttäuscht, weil ich ihm nicht vertraut habe.

»Ich weiß nicht wie ich es dir sagen soll.«

»Hey, du kannst mir alles sagen.«

»Bist du dann auch nicht sauer oder ...«

Weiter kam ich nicht denn ich fing an zu weinen.

»Ich kenne dich zwar erst seit heute Morgen, aber ich glaube du bist wirklich nett und ich denke, wir sind schon so etwas wie Freunde und denen kann man doch alles sagen, oder?«

Ich nickte.

»Also sag schon, was los ist.«

Mittlerweile hatte er mich tröstend in den Arm genommen. Zögerlich fing ich an.

»Also, als ich dich heute früh getroffen habe, dachte ich du wärst ein Idiot, aber je länger ich mit dir geredet habe desto sympathischer fand ich dich. Nein, nicht nur sympathisch, ich habe mich in dich verliebt, ich bin schwul. So jetzt weißt du es. Warum bist du denn noch hier, geh doch endlich, denn sicher willst du mit mir nichts mehr zu ...«

Weiter konnte ich nicht reden, denn jetzt fing ich richtig an zu heulen. Er ließ mich los. Aber anstatt zu gehen, kniete er sich vor mich hin und gab mir einen Kuss. Ich war nicht auf diese Reaktion gefasst und wich zurück.

»W... W... Was soll jetzt das bedeuten?«, stammelte ich hervor.

»Ich habe mich auch in dich verliebt, gleich als ich dich umgerannt hatte, wusste ich es und bin so froh, dass du es mir gesagt hast, denn ich wusste nicht, ob ich dir so etwas sagen ...«

Jetzt unterbrach ich ihn und gab ihm einen langen Kuss, den er erwiderte. Ich war so glücklich. Ich streichelte über seinen Rücken und ließ keine Stelle daran aus. Auch er streichelte meinen ganzen Körper und dann berührte er mich an meiner empfindlichsten Stelle und ich zuckte zusammen. Erschrocken nahm er seine Hand weg, ich nahm sie aber und legte sie wieder dorthin, wo sie mich gerade berührt hatte. Er begann langsam meine Eichel zu massieren. Ich tat dasselbe bei ihm und hin und wieder massierte ich seine Eier. Er stöhnte auf und im nächsten Moment kam auch schon sein geiler Liebessaft und landete auf seinem Bauch. Das genügte und auch ich spritzte mit einer Intensität ab, wie ich es noch nie zuvor erlebt habe. Einen kurzen Moment lagen wir einfach nur nebeneinander. Dann drehte Mike sich zu mir und legte sich auf mich und gab mir einen Kuss. Dieser wollte nicht enden und ich war einfach bloß glücklich. Ich umarmte ihn fest, drückte ihn an mich. Irgendwann sind wir dann wohl eingeschlafen.


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5. KAPITEL

Das erste was ich am nächsten Morgen merkte war, dass mir mein rechter Arm weh tat. Als ich aufsah, wusste ich auch warum. Mike lag mit seinem Körper darauf und mein Arm war eingeschlafen. Ich wollte aufstehen, doch dazu hätte ich ihn wecken müssen, was ich aber nicht wollte. Was sollte ich also tun? Ich versuchte ganz langsam meinen Arm unter ihm heraus zu ziehen. Als mir das aber nicht gelang, nahm beugte ich mich zu ihm hinüber, um ihn mit einem Kuss zu wecken. Kaum hatte ich seine Lippen berührt, als er auch schon den Kuss erwiderte und seine Zunge sich den weg in meinen Mund bahnte. Er drehte sich auf mich und wir begannen da, wo wir am Abend zuvor aufgehört hatten. Ich bremste ihn nach einer Weile, da ich erst duschen wollte. Ich stand auf, ließ aber die Tür zum Bad offen. Kaum war das Wasser an, als er auch schon kam und zu mir in die Dusche stieg. Wir seiften uns gegenseitig ein, wobei wir keine Stelle des Körpers ausließen. Als wir fertig waren, merkten wir, dass wir uns beeilen mussten, da die anderen auf uns warteten. Also zogen wir uns an und wollten gerade zum Frühstücken gehen, als es an der Tür klopfte.

Ich öffnete und schon war Tommy mitten im Zimmer. Er grinste uns an.

»Die letzte Nacht schein ja nicht gerade sehr lang gewesen zu sein.«

Ich blickte zu Mike, der wie ich im Gesicht rot anlief.

»Äh, wieso?«, brachte ich gerade noch raus.

»Naja, so dicke Ringe wie ihr unter den Augen habt, scheint ihr wohl nicht viel Ruhe bekommen zu haben. Ich frage mich bloß, was ihr gemacht habt?«

Bei diesem Satz legte er eines seiner Grinsen auf, das verriet, dass er eigentlich genau wusste was los war.

»Glaubst du, du musst alles wissen?«, witzelte ich zurück, aber das hätte ich lieber nicht sagen sollen, denn eins war klar, Tommy wusste alles von mir und er schafft es immer wieder jede noch so kleine Einzelheit aus mir heraus zu quetschen.

»Ja. Was denkst du denn.«

Wir schauten und gegenseitig an, und mussten lachen. Mike stand immer noch mit offenem Mund da und brachte keinen Ton heraus, also erkläre ich ihm, dass das bei uns immer so war. Wir redeten dann noch kurz über das, was gestern Abend passiert war, beschlossen, den anderen erst einmal nichts zu sagen und endlich zu frühstücken.

Nach dem wir unsere Mägen reichlich gefüllt hatten, gingen wir erst zum Strand. Dort suchten wir uns ein ruhiges Plätzchen, was ziemlich schwer war, denn viele andere hatten dieselbe Idee wie wir und wollten an diesem wirklich heißen Tag am Meer ausspannen. Irgendwie fanden wir aber doch ein ruhiges Plätzchen, das zu unserem Erstaunen auch noch teilweise im Schatten lag.

Bevor wir uns aber in die Sonne legten, mussten wir uns noch eincremen, denn in Kalifornien ist die Sonne ziemlich gefährlich. Mike fragte, ob ich ihm den Rücken eincremen kann, was ich natürlich sofort bejahte. Als ich damit fertig war, und ich ließ mir wirklich Zeit, gab ich ihm die Sonnencreme und legte mich auf den Bauch. Mike verteilte eine große Portion Creme auf meinem Rücken und begann sie ganz langsam und zärtlich auf meinem Rücken zu verteilen. Ich genoss seine liebevolle Massage, aber nicht nur ich, sondern auch mein kleiner Freund meldete sich und am liebsten hätte ich mich auf Mike gestürzt, aber da waren leider die anderen Urlauber ... (schade). Nachdem mein Rücken wirklich gut versorgt war, blieb ich noch eine Weile auf meinem Bauch liegen und hoffte, dass ich mich bald wieder so weit unter Kontrolle haben würde, dass ich es wagen könnte aufzustehen und eine Runde schwimmen zu gehen. Nach etwa fünf Minuten war dieses Problem behoben, also machte ich den Vorschlag schwimmen zu gehen.

Alle waren begeistert, denn es war wirklich heiß und alle freuten sich auf eine Abkühlung. Gesagt getan. Wir liefen zum Wasser und tobten dort etwas herum. Nach kurzer Zeit wollten aber die anderen wieder etwas für ihren Teint tun und nur Mike und ich blieben im Wasser. Ich stand gerade etwas breitbeinig im Wasser, als Mike untertauchte und zwischen meinen Beinen hindurch tauchte. Dabei berührte er ‚zufällig‘ mein bestes Stück. Ich zuckte leicht zusammen und Mike tauchte wieder auf. Kaum oben, gab er mir auch schon einen Kuss. Ich wich zurück, denn ich hatte Angst, die anderen könnten etwas sehen und wüssten Bescheid. Aber er beruhigte mich, denn es war unmöglich zu erkennen, wer sich da gerade im Wasser küsst, denn unser Platz war zu weit vom Wasser entfernt. Also machten wir da weiter, wo wir gerade aufgehört hatten und nach etwa einer viertel Stunde beschlossen wir, zu den anderen zu gehen, denn langsam bekamen wir schon Schwimmhäute.


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6. KAPITEL

Während wir uns wieder sonnten, überlegte ich, wie ich den anderen das mit mir und Mike sagen könnte. Eigentlich dürfte es ihnen ja nichts ausmachen, denn eigentlich war von ihnen noch nie irgendein abfälliger Kommentar über Schwule gekommen, abgesehen von den normalen Sprüchen, die ich sogar selbst ab und zu sagte. Aber die waren eigentlich nie ernst zu nehmen. Was aber wenn sie diese Sprüche doch ernst meinten, würde ich dann meine Freunde verlieren. Würden sie noch mit mir reden, oder würden sie mich nicht mehr beachten, oder ...

Thomas schreckte mich aus meinen Gedanken.

»Wollen wir was zu essen holen?«

»Klar, ich würde sowieso gerne kurz mit dir reden.«

Also gingen Tommy, Mike und ich los und ich erzählte Tommy, worüber ich gerade nachgedacht hatte.

»Hey, sie werden es cool aufnehmen. Bei Lisa bin ich mir da sogar sehr sicher, denn sie hat einen schwulen Onkel und den mag sie sehr gerne und die anderen werden dich auch nicht gleich umbringen.«, grinste mich Tommy an.

»Na gut, dann sage ich es ihnen am besten gleich. Mike, ich hoffe du hast nichts dagegen?«

»Nein, ich bin schon geoutet und ich fände es toll, wenn ich dich auch in deren Gegenwart küssen könnte.«

Gesagt getan. Als wir wieder bei den anderen waren, nahm ich all meinen Mut zusammen.

»Hey Leute, könnt ihr mir mal kurz zuhören, ich würde euch gerne etwas sagen.«

»Ja, was denn? Willst du lieber mit der süßen Maus da hinten, die dich die ganze Zeit schon so anstarrt, essen?», plapperte Lisa dazwischen.

Ich sah sie nur ernst an und sie merkte, dass ich etwas wichtiges sagen wollte.

»T'schuldige.«

»Also es gibt etwas,«, fuhr ich fort, »dass ich euch sagen will. Ich habe mich verliebt.«

»In wen denn? Kennen wir sie?«, fragte Ingo.

»Ja und nein.«

Thomas und Mike grinsten.

»Hä, was jetzt ja oder nein?«, meinte Carmen.

»Ihr kennt die Person, aber es ist ein er.«

»Ja, schon OK, aber wer ist es«, fragte Lisa.

»Es ist Mike.«

»Aha, hab ich's mir doch gedacht, das du dich in ihn verknallt hast.«

»Steht mir das etwa auf die Stirn geschrieben, Lisa?«

»Nicht direkt, aber wie du ihn zuvor eingecremt hast, da hast du ihn mit so verliebten Augen angesehen, dass ich mir eben meinen Teil gedacht habe.«

Lisa redet mit mir, es scheint sie nicht zu stören, aber was sagen die anderen? Nehmen sie es genau so locker auf wie Lisa? Die beiden schauten mich immer noch etwas verwundert an. Ingo fing als erster an zu reden.

»Ja und, was machst du daraus so ein großes Ding, als ob das irgendetwas ändern würde. Du bist mein Kumpel, ob nun schwul oder hetero ist mir doch egal.«

Diese Antwort kam mir bekannt vor. Genau dasselbe hatte damals Tommy zu mir gesagt. Jetzt fand auch Carmen ihre Sprache wieder.

»Ist doch toll, dass du einen Freund hast. Und Ingo und ich haben uns auch gefunden.«

Für mich war es ja nichts neues mehr, da ich sie gestern ‚erwischt‘ hatte, aber die anderen waren doch erstaunt.

»Nicht nur ihr habt gestern zu einander gefunden, Ingo und ich auch.«

»Und wann wolltet ihr uns das sagen?«, meinte Lisa.

»Naja, ihr müsst doch nicht alles wissen, oder?«

»Doch.«

»Wir hätten es euch schon noch gesagt.«

Und mit diesen Worten gab sie Ingo einen Kuss, dem wollte ich in nichts nachstehen und gab auch Mike einen Kuss, der im ersten Moment etwas erstaunt war über meine unerwartete Reaktion. Jetzt wollten natürlich die anderen wissen wie wir zueinander gefunden haben. Also erzählten wir die ganze Geschichte noch einmal. Und Carmen und Ingo erzählten ihre, denn wir waren nicht minder neugierig. Carmen hat sich ihren Fuß am Bett gestoßen und Ingo hat ihr dann einen Kuss auf die verletzte Stelle gegeben und dann hat er sie einfach auf den Mund geküsst (Das war die Kurzform, die ganze Version wäre nicht viel interessanter gewesen). Als sie damit fertig waren, meinte Mike, ob ich nicht Lust hätte etwas am Strand zu entlang zu gehen. Klar wollte ich und nachdem wir mit den anderen ausgemacht hatten, wann wir uns zum Essen trafen, gingen wir los.

Eine Weile gingen wir so entlang, ohne dass einer etwas sagte. Mike wirkte jedoch sehr nachdenklich.

»Was ist denn mit dir los, du wirkst so still.«

»Ja, ich glaube, ich muss dir etwas sagen.«

»Nur zu, du kannst mir alles sagen.«

Irgendwie war mir jetzt doch mulmig zumute. Was könnte er mir denn nur sagen? Vielleicht hat er einen Freund? Oder wollte er gestern Abend nur seinen Spaß?

»Also, ich hatte hier gar kein Zimmer gebucht.«

»Was willst du mir damit sagen?«

»Nun ja, ich habe dich am Flughafen gesehen, und ich habe mich sofort in dich verliebt. Aber wie sollte ich dich ansprechen. ‚Hey, ich bin schwul und hab mich in dich verliebt.‘ Wäre wohl nicht sehr passend gewesen. Und dann habe ich auf deinem Rucksack deinen Namen gelesen. Also habe ich an der Rezeption gefragt, ob du in unserem Hotel bist, und nachdem das bestätigt wurde habe ich eben Gaby (die Dame an der Rezeption) gesagt, sie soll dir sagen, dass ich auch das Zimmer gebucht habe, und den Rest kennst du ja schon.«

»So weit alles klar, aber wieso hat Gaby das gemacht? Du bist doch auch Gast hier, oder?«

»Eben nicht, meinem Vater ist der Manager des Hotels und Gaby ist meine Schwester.«

»Aha, und nur um mich zu bekommen, hast du diese Show abgezogen?«

»Naja, ich wollte in deiner Nähe sein und ...«

Aber weiter kam er nicht denn ich gab ihm erst einmal einen Kuss. Nachdem wir uns wieder voneinander gelöst hatten fragte er mich, ob ich denn gar nicht sauer auf ihn sei?

»Du Verrückter, das war das tollste, was jemals jemand für mich gemacht hatte, da werde ich doch nicht sauer auf dich sein.«

»Jetzt bin ich aber erleichtert, ich dachte schon, wenn ich dir das erzähle, wirst du nie wieder mit mir reden wollen.«

»Warum denn, ich liebe dich und das ist die Haupt ...«

Jetzt konnte ich nicht zu Ende reden, denn er gab mir einen Kuss.

»Willst du heute Nacht im Hotel schlafen, oder hast du Lust zu mir zu kommen?«

»Äh, ich weiß nicht ... , wissen denn deine Eltern, dass du Schwul bist?«

»Ja, sie wissen es und sie freuen sich immer meine Freunde kennenzulernen und unser Haus ist groß genug, also keine Widerrede mehr, sonst ...«

»Was sonst?«

»Sonst muss ich dich KO schlagen und dich mit zu mir nach Hause tragen.«

»Oh, schaffst du das denn überhaupt?«

»Du vergisst wohl, dass ich es schon einmal fast geschafft habe.«

»Da hast du allerdings recht. Aber ich weiß immer noch nicht ...«

Mike baute sich vor mir auf , aber ich wollte ihn noch etwas zappeln lassen.

»Und außerdem wer weiß, ob du nicht ein Spinner bist, der mich entführen will und dann meine Mutter erpresst?«

»Ja, vielleicht, aber das Risiko musst du eingehen, sonst erfährst du es nie.«

»Schon gut, du hast mich überzeugt, aber was sagen wir den anderen.«

»Na die Wahrheit.«

Nachdem wir noch etwas am Strand entlang gegangen waren, gingen wir wieder zu den anderen zurück und erzählten ihnen unsere Pläne. Ich packte noch schnell ein paar Sachen und ging dann unter die Dusche. Kaum war ich richtig nass, als auch schon die Badezimmertür sich öffnete und Mike hineinkam.

»Wie lange brauchst du denn noch?«

Ich schob die Duschkabinentür auf und schaute hinaus.

»Was hast du gesagt?«

Mike stand direkt vor mir und gerade als er antworten wollte, zog ich ihn in die Dusche und gab ihm einen Kuss. Ich zog ihm sein nasses T-Shirt aus und betrachtete ihn kurz von oben bis unten. Er war wirklich ein gutaussehender Typ. Seine nasse Short klebte an seinem Körper und die Umrisse seines Penis waren ganz deutlich zu sehen. Ich hätte ihn stundenlang so ansehen können, aber er ging in die Knie und gab meinem mittlerweile steifen Schwanz einen Kuss und dann fing er an, meinen Penis mit Küssen zu überdecken. Ich fühlte schon, dass ich nicht mehr lange brauchen würde, aber er nahm sich alle Zeit der Welt und spielte mit seinen Lippen an meiner Eichel. Langsam verschwand mein ganzer Penis in seinem Mund und ich fühlte mich wie im siebten Himmel. Ich konnte nur noch aufstöhnen. Kurze Zeit später merkte ich, dass sich meine gesamten Muskeln anspannten und ich hatte einen Orgasmus, wie ich ihn noch nie erlebt habe. Ich spritzte in seinen Mund und er nahm alles in sich auf.

(Nur nebenbei, für alle, die sich denken, warum ich nicht an die Verhütung gedacht hatte. Ich hatte vor kurzem Blut gespendet und da wird immer ein Aids-Test gemacht, der negativ war und auch Mike war kurz zuvor im Krankenhaus und da hat auch er einen Test , der ebenfalls negativ war, gemacht. So genug über Verhütung geredet, jetzt aber weiter im Text.)

Als ich wieder etwas zu mir kam, küsste ich Mike erst einmal und übersäte dann seinen Körper mit Liebkosungen. Nur eine Stelle ließ ich aus, denn ich wollte ihn richtig lange verwöhnen. Irgendwann habe ich dann doch seinen Schwanz in den Mund genommen und zärtlich mit den Lippen umspielt. Er stöhnte leise auf und ich nahm das als Anlass mit meiner Hand seine Hoden zu kraulen. Ich spürte, dass er bald so weit war, also hörte ich auf und küsste seine Brust und ging wieder langsam nach unten. Dort angekommen, kümmerte ich mich wieder um sein bestes Stück und verwöhnte es wieder mit meinen Lippen. Mike stöhnte noch einmal auf und im nächsten Moment spürte ich, wie er sein Sperma in meinen Mund pumpte. Ich schluckte es, obwohl es anfangs etwas salzig schmeckte. Nachdem wir uns dann fertig geduscht hatten, zogen wir uns an und machten uns auf den Weg zu seinem Haus.


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7. KAPITEL

Als wir dann nach etwa einer halben Stunde am Sunset Boulevard bei Mike ankamen, staunte ich nicht schlecht. Das war wirklich ein riesiges Haus, nein eigentlich war das gar kein Haus, eher eine Villa. Mike musste meinen erstaunten Gesichtsausdruck gesehen haben.

»Du kannst den Mund wieder zu machen, sonst verschluckst du noch eine Fliege.«

»Ich weiß nicht, was ich sagen soll, es ist überwältigend.«

Ich weiß auch nicht warum, aber zu diesem Haus fielen mir ein paar Zeilen aus einem Musical ein.

‚Have some pink champagne and caviar, when you go visit with a star, the hospitality is stellar – So this is where you’re living? – Yes, it’s quite a place, sleep seventeen, eight sunken tubs, a movie screen, a bowling alley in the cellar.‘ (aus »Sunset Boulevard«, Music: A. L. Webber, Lyrics: Christopher Hampton and Don Black)

Das war wirklich der Inbegriff des Luxuriösen. Ein weiß gestrichenes Haus mit riesigem Vorgarten, der in der Mitte einen Brunnen hatte, auf dem irgend so eine alte, antike Figur stand. Als wir das Haus betraten, staunte ich schon wieder. Ein sehr geschmackvolle Einrichtung, die in diese riesigen Räume wirklich perfekt passte und, ich weiß gar nicht, wie ich es sagen sollte, denn obwohl Mikes Vater wirklich viel Geld haben musste, wirkte das Haus kein bisschen protzig. Mehr über dieses Haus zu sagen wäre jetzt viel zu lang, denn wenn ich in jeder Einzelheit beschreiben müsste, was ich da sah, dann würde ich noch Stunden dazu brauchen. Also nur so viel, es war ein wirklich tolles Haus.

Mikes Familie war noch nicht da und er nutzte die Gelegenheit, mir das ganze Haus zu zeigen. Ich weiß nicht wie er es machte, aber er verlief sich kein einziges Mal, ich hingegen schon, denn als ich das Badezimmer aufsuchen wollte, landete ich erst in der Küche und im Wohnzimmer. Als letztes zeigte mir Mike sein eigenes Kinderzimmer.

Ich gebrauche dieses Wort mit Absicht, auch wenn er schon 20 war, aber sein Zimmer war wirklich noch sehr kindlich eingerichtet, auch wenn ich kindlich nicht im abschätzigen Sinn meine. Da war sein Bett, dessen Bezug mit Disney-Motiven verziert war, auf seinem Schrank waren unzählige Stofftiere. Natürlich hatte er auch einen Fernseher und eine Stereoanlage. Bei diesem Anblick konnte ich mir ein kleines Lachen nicht verkneifen.

»Was ist? Gefällt es dir nicht?«

»Doch, doch, ich finde es toll, nur der Unterschied zu den anderen Zimmern und dann noch die Stofftiere und dein Bettbezug.«

Jetzt musste auch er lachen.

»Schon gut, lach du nur, aber ich kann mich einfach nicht von meinen Tierchen trennen, mit ihnen bin ich aufgewachsen und irgendetwas soll mich doch immer an zu Hause und meine Kindheit erinnern.«

»Ja, ich finde es nur süß, das so ein Kerl noch mit Stofftieren spielt.«

»Stört es dich etwa? Kannst ja wieder gehen, wenn du willst.«, sagte er in sehr ernstem Ton, aber das Lachen auf seinen Lippen verriet mir, das er es nicht so ernst meinte.

»Wenn du nicht nur mit deinen Stofftieren spielst, dann bleib ich, sonst ... aber glaubst du etwa, dass es in meinem Zimmer es viel anders aussieht? Ich habe auch meine ganzen Stofftiere aufgehoben, nur von meiner Bettwäsche konnte ich mich dann doch trennen.«

Ich drehte mich zu ihm und gab ihm einen Kuss. Aber nur zu schnell wurden wir aus unserer Umarmung gerissen, denn es klopfte an der Tür. Kurze Zeit später stand ein Mann in der Tür, der irgendwie genauso wie Mike aussah, nur etwa doppelt so alt. Das musste wohl sein Vater sein. Diesen Verdacht bestätigte Mike auch sogleich.

»Das ist mein Vater, Sammy. Papa, das ist Sammy.«

»Sehr erfreut Herr Müllinger.«

»Schön dich kennen zu lernen. Du kannst mich Karl nennen.«

Ohne dass ich noch etwas sagen konnte, drückte mich Karl kurz.

»Das Essen ist in einer halben Stunde fertig.«

»Gut Dad, sind die anderen schon da?«

»Ja, sie warten schon auf euch, kommt doch mit runter.«

Gesagt getan, kurz danach standen wir im Wohnzimmer und eine allgemeine Begrüßungsrunde wurde abgehalten, wobei mich jeder umarmte. Irgendwie war das ganze schon komisch. Frau Müllinger, oder besser gesagt Gerda, war ein Jahr jünger als Karl, also 42, sah aber noch nicht danach aus, Gaby, Mikes Schwester kannte ich ja schon, nur für die ganz neugierigen, sie ist 23, aber in ‚normaler‘ Kleidung sah sie besser aus und Tim, der kleine Bruder, 17, war wirklich ein hübscher Kerl. Er hatte kurze hellblonde Haare, stahlblaue Augen und ein Lächeln, bei dem man(n) schwach werden musste. Dann saß noch ein Junge da, der sich mir als James vorstellte und so wie es aussah Gabys Freund war.

Moment, irgendwie kam mir dieses Gesicht bekannt vor. Aber woher? Wer war es.

»Entschuldige, aber ich kenne dich doch irgendwoher, aber im Moment weiß ich nicht wohin mit dir.«

»Kann gut sein, vielleicht hast du mich im Fernsehen gesehen. Oder?«

»Ja, das glaube ich auch, aber wo?«

Alle anderen fingen an zu lachen. Ich fand das gar nicht komisch. Ich kannte ihn, wusste aber nicht woher.

»Ist ja eigentlich auch egal, aber wenn du mir deinen ganzen Namen sagst, dann werde ich bestimmt wissen wer du bist und woher ich dich kenne.«

»Also gut, ich bin James van der Beek.«

»Ach stimmt, der aus ‚Dawson’s Creek‘, oder?«

»Genau der, aber könnten wir das jetzt bitte lassen, ich bin nur James und nicht irgendein Star.«

»Alles klar, James.«

Irgendwie war ich jetzt doch ziemlich nervös, denn so nah neben einem Star meiner Lieblingsserie zu stehen war doch etwas ungewohnt. Und dann diese Stimme, die war einfach himmlisch. Seine Synchronstimme hat mir nie sonderlich gefallen, aber in echt klang er ja sooo süß. Oh Gott ich komme schon wieder ins Schwärmen.

»Hey, schau ihn nicht so an, du bist mein Freund und Gaby dürfte auch etwas dagegen haben.«

»Er ist zwar süß, aber ich möchte ihn nicht gegen dich eintauschen, obwohl, wenn ich es mir recht überlege ...«

Da landete auch schon Mikes Ellenbogen in meinen Rippen und alle mussten lachen. Alle wäre nicht richtig, denn James lachte nicht und schaute nur etwas verloren.

»Könnte mir einer sagen, warum ihr so lacht?«

(Nur nebenbei, wir haben auf Deutsch geredet und James hat kein Wort davon verstanden.)

»Nicht so wichtig,«, lachte Karl, »lasst uns endlich essen, ich habe schon richtig Hunger.«

Also gingen wir ins Esszimmer und aßen ein wirklich köstliches Mahl (das hört sich zwar jetzt so richtig geschwollen an, aber mir fällt kein besseres Wort ein). Während des Essens passierte nicht weiter viel, außer dass wir etwas Small Talk hielten und ich erfuhr, dass James öfter in dem Hotel wohnte und daher Gaby kennen und lieben lernte. Und dann mussten natürlich auch Mike und ich erzählen, wie wir uns kennen lernten. Wobei wir ein paar ‚unwesentliche‘ Dinge ausließen. Während des ganzen Essens war Tim ziemlich still. Ich dachte zwar, dass er nur interessiert zuhörte und vielleicht etwas schüchtern war, aber ich sollte noch erfahren, dass sein Schweigen einen anderen Grund hatte.

Nach dem wir alle satt waren und noch etwas geredet haben, machte Mike den Vorschlag noch eine Runde im Pool zu schwimmen. Während wir uns auf den Weg zum Pool machten fiel mir etwas ein:

»Äh Mike, ich habe gar keine Badehose dabei.«

»Ach so, ja was machen wir denn da?«

Die anderen fingen an zu lachen, aber ich verstand nicht, was es da zu lachen gab. Naja, manche Dinge muss man ja auch nicht verstehen, aber ich war doch neugierig.

»Was gibt es denn da eigentlich zu lachen?«

Nun ergriff Tim das Wort:

»Wie soll ich dir das jetzt sagen, Sammy, also ich sag mal so, bei uns ist es eigentlich nicht üblich mit Badehose schwimmen zu gehen.«

»Soll ich etwa mit meinen Klamotten schwimmen?«

Ich glaube ich stand im Moment auf der Leitung, was man aus der Reaktion der anderen entnehmen konnte.

»Nein, wir schwimmen nackt.«

Hatte ich da gerade richtig gehört, sie schwimmen nackt, und das vor den Augen der Eltern?

»Hast du damit ein Problem?«, das war Karl.

»Ich weiß nicht, ich hab das noch nie gemacht.«

»Dann wir es Zeit, dass du es mal machst.«

So viel also zum prüden Amerika, aber eigentlich waren sie Deutsche, nur dass James das so locker sieht, hätte ich nicht gedacht. Tim kam gerade wieder zurück, einen Stapel Handtücher unter dem Arm und kurze Zeit später standen sie alle nackt da. Ich zögerte noch etwas.

»Jetzt mach schon, oder bist du am Boden festgewachsen.«

Also, allen Mut zusammennehmen und runter mit der Short. Jetzt stand ich auch in Adams Kostüm da. Irgendwie fühlte ich mich unbehaglich, denn die anderen starrten mich regelrecht an.

»Was ist denn los, habe ich irgendwas in der Nase?«

»Nein, es ist nur, dein Schwanz ist ja gar nicht beschnitten,«, meinte Tim, »ist das nicht komisch?«

»Gegenfrage, ist es nicht komisch beschnitten zu sein?«

»Touché!«

Jetzt hatte sich auch meine Verlegenheit gelegt und schwuppdiwupp sprang ich ins Wasser, wo die anderen schon darauf warteten, mich endlich unterzutauchen. Aber wenn sie jetzt dachten, dass ich mich einfach so ständig untertauchen lassen würde, hatten sie sich getäuscht. Nach etlichen Untertauch- und »ich kann dir ins Gesicht spritzen«-Aktionen kamen wir endlich zur Ruhe und verteilten uns gleichmäßig im Pool. Wir küssten uns (für alle die jetzt an Gruppensex oder so was denken, die muss ich leider enttäuschen, denn jeder küsse nur seinen Partner) und vielleicht auch mehr als nur das. Auf jeden Fall Mike und ich.

Die anderen beiden Paare zogen sich dann auch langsam zurück. Obwohl ich es sehr genoss Mikes Hände auf mir zu spüren, fühlte ich mich aber dabei unwohl, denn ich wurde das Gefühl nicht los, dass uns jemand beobachtet und mein Verdacht bestätigte sich auch. Als ich mich von Mike löste und umdrehte, konnte ich sehen, dass Tim alleine am Beckenrand saß und uns beobachtete. Mike stauchte ihn natürlich gleich zusammen.

»Was glotzt du uns so blöd an, hast du nichts Besseres zu tun?«

Tim sah uns noch immer an und obwohl sein Gesicht vom Schwimmen noch nass war, dachte ich, eine Träne lief ihm die Wange hinunter.

»Mach schon dass du wegkommst, du störst.«

»Hey, fauch deinen Bruder nicht so an, ich glaube ihm geht es nicht so gut.«

»Ach man, was soll jetzt das. Stört es dich nicht beobachtet zu werden?«

»Doch, aber du brauchst deinen Bruder nicht gleich so anzupflaumen.«

»Der soll sich mal nicht so haben. Anderen Leuten beim Küssen zuschauen, das macht man einfach nicht.«

»Mein Gott, war es denn so schlimm?«

»Nein, eigentlich nicht. Bist du immer noch da Tim, verzieh dich.«

Tim sprang auf und als er wegrannte konnte ich noch hören, wie er unter Tränen »Ich hasse dich.» sagte.

Na das hatte mein Mike ja prima hinbekommen.

»Super, sieh nur, was du angerichtet hast.«

»Ja, du hast recht, das war nicht so gemeint. Aber er nervt halt so. Ich muss zu ihm.«

»Das solltest du besser im Moment nicht tun, denn ich glaube im Moment will er nicht mit dir reden. Ich werde mal nach ihm schauen.»

»Aber …«

»Kein aber, es ist besser so.«

Ich ging also wieder ins Haus und machte mich auf die Suche nach Tims Zimmer. Die Suche gestaltete sich schwerer als gedacht. Aber irgendwann hörte ich durch eine Tür jemanden weinen und das konnte ja nur Tim sein. Ich klopfte an. Keine Antwort. Ich klopfte nochmals an, aber etwas lauter. Kurze Zeit Stille, dann ein leises »Wer da?«

»Ich bin es Sammy, kann ich kurz reinkommen?«

»Wenn's denn sein muss.«

Ich öffnete also die Tür und ging in das Zimmer ...


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8. KAPITEL

Als ich das Zimmer betrat, lag Tim auf seinem Bett, das Gesicht in einem Kissen vergraben. Irgendwie machte er auf mich einen sehr traurigen Eindruck. Ich dachte eigentlich, dass ihm der Streit vorhin nicht ganz so viel ausmachte, aber ich hatte mich wohl getäuscht.

»Hey, Tim, so schlimm war es doch auch nicht, oder?«

»Ach, Sammy, was weißt du schon.«

»Wieso, was weiß ich denn nicht.«

»Kann ich dir das sagen, ich kenne dich doch kaum.«

»Hey, du kannst mir alles sagen, ich will dir ein Freund sein, und einem Freund erzählt man doch alles, nicht wahr?«

»Ja, aber es ist nicht so einfach, ich ... nein, ich glaube, das versteht keiner.«

»Wenn du nicht sagst, was dich bedrückt, dann kann es auch keiner verstehen.«

»Ich kann das nicht, nicht hier.«

»Sollen wir an den Strand gehen.«

»Gut, ich brauche etwas frische Luft.«

Wir zogen uns schnell noch Schuhe und Jacken an, denn mittlerweile war es doch deutlich kühler geworden und gingen Richtung Strand. Tim ging mit hängendem Kopf voraus und sagte kein Wort. Auch ich hielt es für besser zu warten, bis er das Schweigen brach. Als wir etwas vom Haus entfernt waren, drehte ich mich kurz um und sah Mike an seinem Fenster, wie er zu den Sternen blickte.

Wir setzten uns direkt vor das Wasser und Tim starrte die leichte Brandung an. Nach einer Ewigkeit, oder zumindest kam es mir so vor, blickte er zu mir und begann mit zitternder Stimme zu reden.

»Also, ... was ich sagen will, ... als du so mit ... Mike im Pool, ... da habe ich ... na ja, irgendwie hätte ...ich ... auch gerne ... jemanden geküsst.«

»Hast du denn keine Freundin?«

»Nein, will ich auch gar nicht.«

»Hä? Ich dachte du willst auch jemanden.«

»Das schon, aber kein Mädchen.«

»Sondern?« Oh Gott, ich saß aber ganz schön auf der Leitung.

»Einen Jungen. Ich bin auch schwul.«

»Ja und, wo ist das Problem?«

»Ich trau mich nicht mit meiner Familie darüber zu reden. Ich kann ihnen das nicht sagen, sie würden es nicht verstehen.«

»Und warum nicht, mit Mike haben sie doch auch kein Problem.«

»Ja, aber bei mir ist da anders. Mike war schon immer ihr Liebling und überhaupt.«

Da hatte wohl jemand den ‚Mein Bruder ist was Besseres‘-Komplex. Gott sei Dank bin ich ein Einzelkind. Da hat man solche Probleme nicht, wobei, ich habe immer gedacht, die Eltern meiner Freunde wären netter und erlaubten ihren Kinder alles, aber man kann sich ja vieles einbilden. Und wie heißt es doch so schön ‚Einbildung ist auch eine Bildung‘.

»Aber warum sollte das denn so sein, so wie ich deine Eltern einschätze, lieben sie euch alle und werden das auch immer tun, egal was kommt.«

»Vielleicht hast du recht.«

»Sicher habe ich recht, also, wenn ich du wäre würde ich es ihnen so schnell wie möglich sagen. Ach, sag mal, hast du denn schon einen süßen Boy in Aussicht?«

»Nein, noch nicht.«

»Wie sollte er denn sein?«

»Also, er sollte auch in meinem Alter sein, sollte kurzes, dunkles, leicht gewelltes, hellbraunes Haar haben, leuchtend grüne Augen, eine zierliche Nase, kleine Ohren, eine erotischen Kussmund, etwas kleiner als ich sollte er sein, also so etwa 1.80 m, beim Lachen sollte er Grübchen haben, er sollte keine zu großen Füße haben so etwa Größe 43, aber höchstens, sollte schlanke Hände ...«

Er wusste wirklich genau, wie er aussehen sollte und auch sein sollte. Nach etwa einer Stunde war er dann auch fertig. Wenn er diesen Menschen jemals treffen sollte, der genau seinen Vorstellungen entspricht, dann hätte er wirklich die berüchtigte Stecknadel im Heuhaufen gefunden.

»... und dann sollte er auf jeden Fall noch leicht behaart sein, also ich meine er kann gerne etwas Brustbehaarung haben, aber am Rücken sollte kein einziges Haar sein.«

»Ist das alles?«

»Ja, oder habe ich noch etwas vergessen. Also, sein Gesicht sollte ...«

Aber ich unterbrach ihn, denn noch einmal konnte ich mir das nicht antun.

»Schon gut, die Frage war eigentlich mehr ironisch gemeint. So genau wie du deinen Traumtypen beschrieben hast, wirst du wohl lange suchen müssen.«

»Das ist ja nur meine Wunschvorstellung, aber wenn es ihn gäbe wäre es nicht so schlecht. Mir ist kalt, wollen wir reingehen?«

»Du kannst ja schon reingehen, ich bleibe noch etwas hier.«

»Kann ich dich alleine lassen?«

»Ja, ich will noch ein bisschen alleine sein.«

»Bitte erzähl keinem etwas von dem, was ich dir gerade gesagt habe, gute Nacht.«

»Ist versprochen. Schlaf schön.«

Tim ging dann ins Haus zurück. Ich saß immer noch im Sand und dachte an die letzten zwei Tage, in denen so viel passierte, und wie glücklich ich doch jetzt war. Ich zog mir die Schuhe und Socken aus und ging durch den nassen Sand. Nachdem ich eine Weile so hin und her gegangen war, sah ich zum Haus. Alles war dunkel, nur ein Licht brannte. Es war Mikes Zimmer und soweit ich das sehen konnte stand er immer noch am Fenster und schaute hinaus. Ich wollte aber noch nicht zu ihm gehen. Im Moment genoss ich es einfach, ganz alleine dem Meer zu lauschen und für mich zu sein. Ich setzte mich wieder hin und lehnte mich zurück. Es war eine sternenklare Nacht, der Himmel leuchtete und der Mond ‚lächelte‘. Es war wirklich wunderschön ... Irgendwann muss ich dann eingeschlafen sein, denn als ich die Augen öffnete, ging gerade die Sonne auf. Jemand hatte mich zugedeckt. Etwas berührte meine Hand. Als ich zur Seite sah, konnte ich erkennen, dass Mike, in einer dicken Decke eingehüllt, neben mir saß und meine Hand streichelte.

»Morgen mein Schatz.«

»Guten Morgen. Bist du die ganze Nacht hier gewesen?«

»Ja, und habe die ganz Zeit deine Hand gehalten.«

»Warum hast du mich denn nicht geweckt?«

»Du bist so friedlich wie ein Baby dagelegen, da habe ich es nicht übers Herz gebracht, dich aufzuwecken.«

»Das ist aber lieb von dir.«

Ich zog Mike zu mir und gab ihm erst mal einen Kuss.

»Was hat eigentlich Tim gestern mit dir besprochen?«

»Bist du etwa neugierig?«, grinste ich ihn an.

»Ja, und es hat mich gewundert, dass er so vertraut mit einem anderen Menschen als mit mir spricht. Eigentlich sagt er mir alles. Ich weiß, wann er die ersten Schamhaare hatte, wann er seinen ersten feuchten Traum hatte, was er für Probleme mit Mädchen hatte, usw.«

»Ja, aber das wollte er lieber mit mir besprechen.«

»Was denn?«

»Das musst du ihn schon selbst fragen, ich habe versprochen nichts zu sagen, und das werde ich auch machen. Nicht einmal du kannst es aus mir heraus quetschen.«

»Ach komm, sag schon.«

»Nein, ich sage es nicht und jetzt lass uns reingehen, ich habe Hunger.«

»Na gut.«, sagte er mit einem beleidigtem Gesichtsausdruck, aber ich ließ mich nicht erweichen und wir gingen ins Haus.


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9. KAPITEL

Als wir das Haus betraten, kam uns Karl entgegen.

»Na, wo habt ihr euch denn die ganze Nacht herumgetrieben?«

»Am Strand. Sammy hat mit Tim irgendwas besprochen und dann ist er draußen eingeschlafen und ich habe mich zu ihm gesetzt.«

»Ach so, dann verstehst du dich also auch mit Tim recht gut?« Ich nickte. »Schön, denn in letzter Zeit hat er sich verändert, aber seit gestern Abend ist er wieder ganz der Alte. Kommt mit, das Frühstück ist schon fertig.«

Wir gingen also in die Küche, wo die anderen schon auf uns warteten. Während des Essens kam die Frage auf, was wir denn heute machen wollten?

»Ich weiß nicht, was Sammy vorhat, aber ich denke mal, dass wir den Tag zusammen verbringen werden.«

»Das denke ich auch. Aber ich hab den anderen gesagt, dass ich sie zum Mittagessen treffe. Also können wir uns bis dahin überlegen, was wir am Nachmittag machen werden und uns so lange die Zeit totschlagen. Aber als erstes geh ich jetzt mal unter die Dusche, ich glaub ich hab etwas Sand in der Hose.«

»Nicht nur du.«

»Das kommt davon, wenn man die ganze Nacht am Strand mit der Liebe verbringt.«, sagt Gerda und setzte dabei ein fieses Grinsen auf.

»Moment, es geht euch zwar absolut nichts an, was wir gemacht haben, aber das woran ihr gerade denkt, haben wir sicher nicht gemacht.«, verteidigte uns Mike.

Da mussten wir alle erst einmal lachen.

Nach dem Frühstück gingen wir in Mikes Zimmer, gingen kurz unter die Dusche und dann legte Mike eine Kuschelrock auf. Ich ging auf ihn zu und legte meine Arme um seine Schulter und er seine um meine Hüften. So begannen wir ganz langsam zu tanzen und küssten uns ...

Als wir uns aus unserer Umarmung gelöst hatten, war die CD schon zu Ende und fast Mittag. Jetzt hieß es sich beeilen, um noch rechtzeitig zu den anderen zu kommen. Wir zogen uns schnell an und schon waren wir in Mikes Auto auf dem Weg zum Hotel.

Als wir dort ankamen, saßen die anderen schon im Restaurant und wollten gerade bestellen.

»Da seid ihr ja endlich, wir dachten schon ihr kommt gar nicht mehr. Hattet ihr wenigstens eine schöne Zeit?« grinste uns Tommy entgegen.

»Ja, und ihr seht auch nicht so aus, als wäre jemand gestorben.«, erwiderte ich.

»Uns geht's allen gut, was habt ihr denn so gemacht?« Lisa war mal wieder gar nicht neugierig.

Also erzählten wir alles, aber dann waren auch wir neugierig, was die vier so gemacht hatten.

»Wir haben alle in einem Bett gelegen und haben uns miteinander vergnügt.«

Bitte, hatte ich da gerade richtig gehört? Mike und ich sahen uns verwundert an, die anderen mussten das wohl gemerkt haben.

»Nein,«, meinte Tommy, »wir haben nur miteinander geredet, dann sind wir alle in unsere eigenen Betten gegangen.«

»Ich dachte schon ...«, meinte Mike.

»Für so etwas wäre Carmen viel zu eifersüchtig.«, erwiderte Ingo.

»Schon gut, hätte aber sein können, man weiß ja nie so genau.«

Wir unterhielten uns noch ein bisschen bis wir aufbrachen, um uns die Stadt anzusehen. Weiter geschah an diesem Tag nichts weiter und auch die restliche Zeit des Urlaubs ging schneller vorüber als gedacht. Wir haben noch etliches unternommen, worauf ich jetzt nicht genauer eingehe, denn das waren zumeist Sigh-Seeing Touren oder wir entspannten am Meer. Meistens war auch Tim dabei, denn er wollte nicht immer daheim rumsitzen und außerdem war er für mich in der Zwischenzeit ein richtig guter Freund geworden.


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10. KAPITEL

Einen Tag vor der Abreise, ich war irgendwie ziemlich traurig, und Mike ging es anscheinend genau so, denn auch er hatte einen traurigen Blick und war auch nicht sehr gesprächig, was man sonst nicht über ihn sagen konnte.

»Was ist denn los?«, fragte ich ihn.

»Ach weißt du, ich will nicht, dass du schon gehst. Du fehlst mir jetzt schon.«

»Du mir doch auch, aber was soll ich denn tun? Das Ticket ist gebucht, das Zimmer ist nur noch bis morgen reserviert und die Schule beginnt auch bald wieder.«

»Ich weiß, aber wie wird es mit uns weiter gehen? Werden wir uns wieder sehen?«

»Sicher werden wir uns wieder sehen! Ich liebe dich, und möchte jeden Tag mit dir verbringen, aber erst will ich die Schule beenden.«

»Ja, aber danach, was ist dann?«

»Ich weiß noch nicht, was danach kommt. Aber eigentlich wollte ich studieren. Zum Bund muss ich nicht. Die haben mich ausgemustert. Hat schon was Gutes, wenn man eine Lebensmittelallergie hat.«

»Das stimmt allerdings, mich wollten sie leider nicht loswerden. Was sollen wir bloß machen?«

Karl musste uns gehört haben, denn plötzlich klopfte er an der Tür und kam nach Mikes »Herein« ins Zimmer. Er hatte so ein Grinsen im Gesicht, das uns verriet, dass er etwas wusste und wir nicht.

»Was hängt ihr denn so traurig herum, solltet ihr nicht fröhlicher sein.«

»Papa hör auf dich über uns lustig zu machen. Sammy fliegt morgen zurück, und wir werden uns länger nicht sehen ...«

»Wirklich? Das wusste ich nicht!«, aber er hatte immer noch dieses Grinsen im Gesicht und uns war klar, dass es etwas mit und zu tun hat.

»Karl, könntest du jetzt bitte sagen, warum du dieses doofe Grinsen nicht aus deinem Gesicht bekommst? Was weißt du, was wir nicht wissen?«, sagte ich unruhig zu ihm.

»Also, ich habe gerade mit München telefoniert. Da war eine sehr nette Frau am Telefon, ich glaube sie heißt Meier. Ich habe eine halbe Stunde mit ihr telefoniert.«

»Moment, aber du meinst nicht meine Mutter, oder?«

»Ich glaube sie ist deine Mutter. Wir haben über deinen Amerikaurlaub geredet und über euch.«

Mir stockte der Atem. Hatte er etwa über unsere Liebe gesprochen? Was würde sie dazu sagen? Wusste sie jetzt, dass ich schwul bin? Was hatte er mit ihr geredet? Ich musste es wissen.

»Aber du hast ihr nicht ...?«

»Nein, ich habe ihr nicht gesagt, dass ihr zusammen seid. Das musst du schon selbst machen.«

Danach schwieg er wieder. Diese Stille machte uns beide unruhig.

»Und, Papa, was hast du mit ihr beredet.«

»Ich habe ihr gesagt, dass du dich mit Mike angefreundet hast und du gerne noch etwas hierbleiben würdest. Erst war sie skeptisch, ob das denn auch alles so stimmt, und ich nicht ein Verrückter wäre, der dich entführt hat. Aber ich konnte sie beruhigen und erklärte ihr, warum ich angerufen habe, denn ich wollte euch überraschen.«

Ich glaube, ich bin vor Freude im Dreieck gesprungen. Ich konnte es einfach nicht glauben. Ich habe mich auf Karl gestürzt und ihn fest umarmt.

»Danke, Karl, das ist wirklich eine Überraschung.«

»Toll Papa, das hast du für uns gemacht?«, jubelte Mike, als auch er sich seinem Vater an den Hals schmiss.

»Schon gut, ich konnte euch doch nicht so leiden sehen. Aber wenn ihr mir noch länger die Luft abschnürt, dann werde ich so etwas nicht wieder machen können.«

Wir ließen ihn wieder los und er hatte ein Strahlen auf seinem Gesicht, aber auch wir standen dem in nichts nach. Nachdem wir uns wieder etwas beruhigt hatten, ging Karl wieder, aber erinnerte uns noch, dass das Essen in einer halben Stunde fertig sei. Ich war so aufgeregt, ich konnte nicht still sitzen.

»Ich muss die anderen anrufen und ihnen sagen, dass ich noch hierbleibe.«

Ich wollte gerade zum Telefon gehen, als Karl noch einmal zur Tür herein schaute.

»Ach übrigens, dein Gepäck wird gerade hierher gebracht und dein Flug ist auch schon neu gebucht.«

Und schon war er wieder verschwunden und ich wählte die Nummer zum Hotel. Ich erklärte ihnen, dass ich zwar nicht mit ihnen zurück fliegen würde, aber wir sie morgen zum Flughafen bringen und uns dort verabschieden würden.

Als ich wieder aufgelegt hatte, meinte Mike zu mir, dass wir uns langsam beeilen sollten, um rechtzeitig zum Essen zu kommen. Da klopfte es an der Tür und Tim kam herein.

»Sammy, kann ich kurz mit dir reden?«

»Klar, was gibt es denn?«

»Ähm, das würde ich dir lieber alleine sagen«.

Dabei sah er Mike mit einem strengen Blick an. Der merkte sofort, dass es besser war zu gehen, denn solange er im Zimmer wäre, würde Tim nichts sagen. Kaum war die Tür zu fing Tim auch schon an zu erzählen.

»Sammy, glaubst du es wäre der richtige Zeitpunkt ihnen jetzt davon zu erzählen?«

»Ich glaube, sobald du dazu bereit bist, solltest du ihnen davon erzählen.«

»Dann werde ich das nach dem Essen erledigen. Sammy, ich habe irgendwie Angst.«

»Aber warum denn, es wird schon alles gut gehen. Bei Mike haben sie es doch auch akzeptiert und mehr als das. Heute hat Karl meine Mutter angerufen und ihr gesagt, dass ich noch gerne hier bleiben würde. Glaubst du, er hätte das gemacht, wenn er uns nicht unterstützen wollte?«

»Nein, ich denke nicht. Ach, habe ich da richtig gehört, du bleibst noch hier?« Dabei strahlte er von einem Ohr zum anderen.

»Ja, wenn du nicht dagegen hast.«

»Nein, absolut nicht, ich mag dich sehr.«

Oh, könnte es sein, dass er sich in mich verliebt hatte? Nein, das ist nicht möglich. Was aber wenn doch? Ich mag ihn sehr sogar, aber nicht als meinen Freund, sondern wie einen Kumpel oder sogar Bruder. Ich glaube wir sind uns in den letzten Wochen so nah gekommen, wie es nur unter Brüdern oder besten Freunden möglich ist.

»Aber nur als Freund, nicht mehr.«

Gott war ich erleichtert. Ich hätte nicht gewusst, wie ich ihn abweisen hätte sollen. Einfach sagen, ich will dich aber nicht, das hätte ich nicht gekonnt, dafür mochte ich ihn zu sehr.

»Ich mag dich auch, sehr sogar. Du bist wie ein kleiner Bruder für mich.«

»Darf ich dich umarmen?«

»Das ist eine überflüssige Frage, klar darfst du. Und denk daran, was immer auch los ist, Mike und natürlich auch ich, wir sind immer für dich da. Wenn du jemanden zum reden brauchst, komm einfach zu uns.«

»Danke Sammy, das bedeutet mir wirklich sehr viel.«

Dann umarmte er mich und drückte mich ganz fest an ihn. Ich fühlte, dass ihm das gut tat, denn er wollte nicht mehr loslassen.

»Tim, wir sollten jetzt zum Essen gehen. Die anderen warten bestimmt schon auf uns und fragen sich, was wir wohl gerade machen.«

Da mussten wir beide lachen.

»Ach und Tim, viel Glück.«

»Danke.«

Wir gingen also ins Esszimmer. Gerda servierte gerade den Braten. Wir setzten uns und begannen mit der Nahrungsaufnahme. Tim konnte noch mehr als ich essen, was mich sehr erstaunte, denn an seinem Körper war kein einziges Gramm Fett zu entdecken. Als wir mit dem Essen fertig waren wollte Mike schon wieder aufstehen, doch Tim hielt ihn zurück.

»Warte, ich möchte euch allen etwas sagen, das mir sehr wichtig ist.«

»Ja Tim, was ist denn los?«, fragte Gerda.

»Also,ihr wisst ja, dass ihr von Mike keine Enkelkinder zu erwarten habt. Ich glaube, ..., nein, ich weiß, dass es bei mir genau so ist.«

Man konnte deutlich erkennen, dass Tim sehr erleichtert war, nachdem er es den anderen endlich gesagt hatte.

»Schön,«, sagte Karl ohne eine Miene zu verziehen, »könnte mir mal jemand das Brot reichen?«

»Also Schatz, was soll denn das? Unser Sohn sagt uns etwas Wichtiges und du verlangst das Brot.«

»Ja und, es ist doch egal, ob er Männer oder Frauen liebt, Hautsache er liebt überhaupt.«

»Also ist es OK?«, fragte Tim etwas zurückhaltend.

»Ja, was denn sonst, bei Mike haben wir es akzeptiert und bei dir ist es genauso. Du bist unser Sohn und das wird sich nie ändern, da kann kommen was will.«

Karl stimmte seiner Frau zu.

»Aber sag mal Gerda, haben wir bei der Erziehung unserer Söhne etwas falsch gemacht, wenn gleich beide schwul sind?«

»Wahrscheinlich, aber ich glaube sonst sind sie uns ganz gut gelungen.«

Jetzt mussten wir erst mal lachen.

»Jetzt weiß ich auch, was du letztes Mal mit meinem Liebsten am Strand gemacht hast. Warum hast du mir denn nichts gesagt?«

»Ich weiß auch nicht, ich wollte das erst mit jemandem außerhalb der Familie besprechen. Das war nicht persönlich. Du weißt doch sonst alles von mir.«

»Schon gut, ich hab ja damals auch erst mit jemand anders darüber geredet.«

»Ach Tim, sag mal, hast du schon einen Freund?«, wollte Gaby wissen.

»Nein, aber ich habe gestern einen richtig niedlichen Jungen am Strand gesehen. Vielleicht ist er ja auch schwul?«

»Dann rede doch mal mit ihm.«

»Mache ich, aber heute nicht mehr, ich wollte noch etwas einkaufen gehen. Wollt ihr morgen mit an den Strand kommen?«

»Ja, aber das geht erst wenn wir die anderen zum Flughafen gebracht haben.«

»Aber ich denke, dass Mike und ich so gegen zehn wieder da sein müssten und dann könne wir zu Strand gehen.«

Nachdem wir noch alle etwas miteinander geredete hatten, gingen Mike und ich in den Garten und sonnten uns am Pool, denn wir hatten nach diesem ereignisreichen Mittagessen keine Lust etwas Großes zu unternehmen. Weiter passiere an diesem Tag nichts Außergewöhnliches mehr und so gingen wir relativ früh schlafen, schließlich mussten wir am nächsten Morgen schon um halb sieben aufstehen, um rechtzeitig am Hotel zu sein.


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